Anja Kampmann: Die Wut ist ein heller Stern

Vom Mut einer Frau in einer Welt, die ihr keinen Platz mehr lassen will – von Anja Kampmann eindringlich und bildgewaltig erzählt

Hedda hat sich ihren Traum erkämpft: Artistin im ‚Alkazar‘ auf der Reeperbahn.
Doch nichts zählt mehr, als in den dreißiger Jahren die neuen Uniformen wie selbstverständlich im Publikum auftauchen.
Die Freiräume werden enger und auch für die Mädchen im Varieté wird es gefährlich.
Wem kann Hedda noch trauen?
Ihr Bruder Jaan heuert als Harpunenschmied auf einem Walfänger an, für eine Fahrt in die Antarktis.
Und auch Hedda sucht für sich und ihren kleinen Bruder Pauli nach Auswegen.

Anja Kampmann erzählt in einer unvergleichlich atmosphärischen Sprache, der es auch an Leichtigkeit nicht fehlt, eine Geschichte weiblicher Selbstbehauptung aus einer ganz und gar von Männern dominierten Zeit.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung vom 13.9.2025 / Perlentaucher

Rezensent Helmut Böttiger ist bezaubert von Anja Kampmanns Roman, der ganz ungewohnt von der Zeit 1933-1937 erzählt:
nämlich weniger in bewährter historisierender Romanform als in poetischen Fragmenten, die um das Leben einer Tänzerin (Hedda) im Hamburger Hafen kreisen, aber auch um viele andere tolle Figuren, um die sich „die Schlinge“ immer enger zieht, fasst Böttiger zusammen.
Er staunt, wie psychologisch differenziert dabei sämtliche Figuren ausfallen, wie Kampmann von Heddas Hineinrutschen in die „Parallelwelt“ der Tanz- und Erotikbar „Alkazar“ und in ein proletarisch geprägtes Milieu erzählt, das zunächst noch unzerstörbar wirkt; auch von ihrer Abhängigkeit von Männern, die sie verschiedentlich in ihrer „Obhut“ haben.
Das sei alles schon spannend und „flirrend“, aber das eigentliche Ereignis sei die Erzählform:
Bestechend kombiniere die Autorin historische „Schlaglichter“ im Präsens mit Passagen „szenischer Poesie“, mit evokativen Augenblicken und Figurenempfindungen, schwärmt der Autor. Und trotzdem büße das Buch nichts an historisch-politischer (und auch: gegenwartsbezogener) Brisanz ein, sei gleichermaßen spektakulär wie feingliedrig.
Für den Kritiker große Literatur.

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Anja Kampmann: Die Wut ist ein heller Stern

2025
Gebunden, 496 Seiten
– Carl Hanser Verlag –

28 EUR

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