Tobias Roth – Welt der Renaissance: Neapel

 

Neapel – zur Zeit der Renaissance eine der größten und bedeutendsten Städte der Welt.
Erstmals erschließt Renaissance-Kenner Tobias Roth die reichen literarischen Schätze der Stadt am Vesuv, vom Liebesgedicht bis zum Herrscherlob, von der Novelle zur Schweinigelei, vom Gassenreport zum Bericht über Vulkanausbrüche.

Hochturbulent und bunt ging es zu im Neapel der Renaissance.
In der von französischen und spanischen Königen regierten Weltstadt sammelten sich Talente wie Boccaccio, Pontano, Masuccio, Sannazaro und Dichterinnen wie Laura Terracina.
Gedichte, Novellen, Satiren entstanden, wurden geliebt, gelobt und mit Gold aufgewogen – oder verdammt und verboten.
Schnell konnte man in der Gunst der Herrscher steigen – und schnell tief fallen:
Giovanni Antonio Petrucci schrieb seine letzten, herzzerreißenden Gedichte im Kerker, kurz bevor er, sein Bruder und sein Vater hingerichtet wurden.

Chroniken erzählen über Nöte und Wunder in den engen Gassen der Stadt, über Teppiche von Fischleibern nach einer Flut, über Mönche, die Kranke gesundlecken, über Pracht und Zerstörung in rascher Folge.
Berichte über vulkanische Ausbrüche auf den phlegräischen Feldern zeugen vom Staunen über Naturgewalten und von tollkühner Neugier.

Zahlreiche Abbildungen aus der grandiosen Buchkunst der Zeit machen auch das Buch selbst zum Sterben schön.

L E S E P R O B E

 

(Aus der Einleitung):
Martial nennt den Badeort,
den er ausdrücklich nicht genug loben kann, »das bezaubernde
Geschenk einer stolzen Natur«. Wie locker es am Golf selbst
für römische Verhältnisse zugeht und wie begehrt die Gegend
ist, zeigen besonders Spott über Investoren und Klage über
Sittenverfall: Jemand, der die Gegend im Vorbeigehen lobt und
zerstreut eine Villa aus dem Boden stampft, ohne zur Ruhe
zu kommen und einzutauchen, ist bei Horaz der Inbegriff des
idiotischen Neureichen; auch Cicero, der eine Villa am Golf
besaß, berichtet ironisch von »vielerlei Freuden und schnellem
Geld«. Nicht nur der elegische Properz, der zu Schwermut
und Eifersucht neigt, sondern auch der gar nicht zimperliche
Martial fürchtet die sittenverderberische Kraft des lauwarmen
Wassers. Strenge Philosophen wie Seneca schließlich beklagen
vollends die »Wohnstatt aller Laster«, wo Luxus dem Men-
schen den Verstand raubt. Solche Klagen vonseiten der Sitte
lassen sich immer auch als Hinweis auf eine gewisse liberale
Stimmung lesen, wie sie die Hafenstadt als Begegnungs- und
Vermischungsort verschiedenster Mittelmeeranrainer besessen
hat.

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Tobias Roth – Welt der Renaissance: Neapel

2023
208 Seiten, gebunden, 18 s/w Abbildungen
– Galiani, Verlag –
22 EUR

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